Sicherheit und Wechselwirkungen von Cannabinoiden

Sicherheit

Cannabinoide zeigen ein gutes Sicherheitsprofil, wenn eine korrekte Dosierung angewandt wird und die Kontraindikationen und Wechselwirkungen beachtet werden1,2. Eine Überdosis mit Medizinalcannabis, welche zum Tod führt, ist nicht bekannt und sehr unwahrscheinlich, da CB1-Rezeptoren im Hirnstamm, welcher für die kardiorespiratorische Kontrolle zuständig ist, nur in geringen Maßen exprimiert sind3,4.

Nebenwirkungen

Die unerwünschten Wirkungen von Cannabinoid-Arzneimitteln unterliegen einem Klasseneffekt und unterscheiden sich nicht wesentlich zwischen den verschiedenen Präparaten. Sie sind in der Regel abhängig von der THC-Dosis und treten meist zu Beginn der Therapie in moderater Form auf.

Laut dem Abschlussbericht der Begleiterhebung des BfArM über die ersten fünf Jahre der Verwendung von Medizinalcannabis in Deutschland (2017 - 2022) traten Nebenwirkungen mit folgenden Häufigkeiten auf:

Sehr häufig (≥10%)

  • Müdigkeit

Häufig (≥1% bis <10%)

  • Schwindel
  • Schläfrigkeit
  • Übelkeit
  • Trockener Mund
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Appetitzunahme
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Gedächtnisprobleme
  • Gewichtszunahme
  • Desorientierung
  • Lethargie
  • Verschwommenes Sehen
  • Euphorische Stimmung
  • Depression
  • Durchfall

Gelegentlich (≥0.1% bis <1%)

  • Verstopfung
  • Tachykardie
  • Erbrechen
  • Hypotonie
  • Herzklopfen
  • Halluzinationen
  • Sinnestäuschungen
  • Wahnvorstellungen
  • Dysarthrie
  • Bluthochdruck
  • Dissoziation
  • Suizidgedanken

Wechselwirkungen

THC und CBD werden hauptsächlich über das Cytochrom-P450-System metabolisiert.

CBD wirkt als stärkerer Inhibitor bestimmter CYP450-Enzyme und wird in höheren Dosen verabreicht, weshalb es generell ein höheres Interaktionspotenzial als THC aufweist:

  • CBD kann Wechselwirkungen mit Arzneimitteln zeigen, die vor allem von folgenden Enzymen verstoffwechselt werden: CYP3A, CYP2C9, CYP2C19 und in geringerem Maße CYP2D6 und CYP1A2.
  • THC kann Wechselwirkungen mit Arzneimitteln zeigen, die vor allem von folgenden Enzymen verstoffwechselt werden: CYP2C9 und CYP3A4.

Quellen

  1. Whiting PF, Wolff RF, Deshpande S, et al. Cannabinoids for Medical Use: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA. 2015;313(24):2456-2473.
  2. Price RL, Charlot KV, Frieler S, Dettori JR, Oskouian R, Chapman JR. The Efficacy of Cannabis in Reducing Back Pain: A Systematic Review. Global Spine J. 2022.
  3. Herkenham M, Lynn AB, Johnson MR, et al. Characterization and localization of cannabinoid receptors in rat brain. The Journal of Neuroscience, 1991.
  4. Müller-Vahl KR & Grotenhermen F. Cannabis und Cannabinoide in der Medizin. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2020.